Ein allwissender Astrophysiker
Jos Kohn, Doktor der Astrophysik und Gründer von Astro Events, begrüsst kurz nach 21.00 Uhr alle Teilnehmenden. Er hat das Teleskop im Vorfeld bereits auf den hellsten Stern des Nachthimmels, den Sirius, eingestellt. Jos stellt sich kurz vor und bittet alle Teilnehmenden zum Einstieg, den Sirius durch das Teleskop zu beobachten. Ich bin begeistert. Durch die verschiedenen Teleskope kann ich einen hellen, leicht flackernden Punkt in verschiedenen Grössen erkennen. Schon kommt die erste spannenden Frage aus dem Publikum: «Haben Sterne wirklich eine zackige Sternform?» Man sieht Jos den grossen Enthusiasmus an, wenn er über das Thema Astronomie und die verschiedenen Naturphänomene spricht. So lerne ich gleich zu Beginn, dass es sich bei Sternen um heisse Kugeln aus Gas handelt und für die beobachteten Zacken lediglich verschiedene optische Effekte verantwortlich sind.
Nach der Einwärmbeobachtung erklärt Jos das Programm für den heutigen Abend. Schnell kommt eine weitere Frage aus dem Publikum: «Können wir den Orionnebel anschauen?» Jos schmunzelt und erklärt, dass er die Beobachtung dieses Sternbildes heute sowieso eingeplant habe. Weitere Beobachtungswünsche kommen nicht mehr und ich merke, dass ich nicht die einzige Astronomie-Laie bin.
Jos läuft zum Tablet, gibt einen Code ein und schwups – das Teleskop dreht und richtet sich auf den in etwa 1000 Lichtjahre entfernten Orionnebel aus. Bevor die Beobachtung weitergeht, erklärt Jos die verschiedenen Teleskope. Die Sternwarte auf dem Gurten besteht aus einem Hauptteleskop mit einem Durchmesser von 61 cm. Dieses wurde 1996 erbaut und es handelt sich um ein Ritchey-Chrétien-Modell, bei welchem die beiden Spiegel hyperbolisch geformt sind. Bekannte Ritchey-Chrétien-Teleskope sind das Hubble Space Telescope und das Very Large Telescope. Jos erläutert weiter, dass das Teleskop eine Brennweite von 5 Metern hat und man mit einer maximal 500-fachen Vergrösserung ins Weltall blicken kann. Weiter besteht die Sternwarte aus einem Takahashi-Teleskop, welches sich gut für die Fotografie eignet, einem Sucher, mit dem das Auffinden von Himmelsobjekten wesentlich einfacher ist als mit dem eigentlichen Teleskop, und einem Sonnenteleskop.
Weiter geht es mit dem nächsten Himmelsobjekt. Das Teleskop richtet sich zu den Plejaden aus – ein offener Sternhaufen, der auch mit blossem Auge gesehen werden kann. Nachdem alle Teilnehmenden durch das Teleskop blicken konnten, bittet Jos alle Teilnehmenden nach draussen. Es folgt ein Sternbilderrundgang am prächtig leuchtenden Nachthimmel: Grosser Wagen, Grosser Bär, Kleiner Wagen, Kassiopeia (auch Himmels-W), Löwe, Jungfrau und, und, und. Ich bin fasziniert, wie Jos mit der Taschenlampe Richtung Himmel zeigt und die Erklärungen zu den Sternbildern nur so aus dem Ärmel schüttelt. Ich lerne, dass man beim Grossen Wagen die hintere Wagenachse fünf Mal verlängern muss und dann zum Polarstern gelangt. Oder, dass es 88 Sternbilder gibt, die man beobachten kann. Nach dieser Sternbilderschulung geht es wieder zurück hinein ins Observatorium.
Das Teleskop wird Richtung Sternbild Bärenhüter ausgerichtet. Der gebräuchliche Name des Sternbildes ist Bootes und es ist reich an Doppelsternen (als Doppelstern bezeichnet man zwei Sterne, die am Himmel so nahe beisammenstehen, dass sie von der Erde aus gesehen einen geringen Winkelabstand aufweisen oder ggf. auch mit den besten Optiken als ein einziger Stern erscheinen und daher mit hoher Wahrscheinlichkeit gravitativ gebunden sind).