Eine regenbogenfarbene Sitzbank mit der Aufschrift

Hier ist Platz für alle!

Das Regenbogensitzbänkli

Ein Zeichen für die Diversität

Anlässlich des World Diversity Day am 21. Mai 2022 wurde auf dem Gurten ein neuer Hingucker eingeweiht: eine regenbogenfarbene Sitzbank mit der Aufschrift «Hier ist Platz für alle». Die Leihgabe der Berner Aktionskünstlerin Jrene Rolli passt zum Stiftungsmotto des Hausbergs «Gurten für alle» und ist bereits nach kurzer Zeit ein beliebtes Fotosujet.

Wieso eine regenbogenfarbene Sitzbank und was will der Gurten – Park im Grünen damit bezwecken? Fangen wir mal ganz vorne an. Ich kenne Jrene Rolli bereits seit längerer Zeit. Sie war einst meine Arbeitskollegin bei der Genossenschaft Migros Aare und hat zu einem späteren Zeitpunkt meine Masterarbeit beim Weiterbildungsprogramm am Institut für Marketing und Unternehmensführung der Uni Bern betreut. Und seither folgen wir uns auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen. Vor rund einem Jahr habe ich dann auf Instagram diesen Post gesehen.

 
Instagram-Post von Jrene Rolli zum Projekt "Hier ist Platz für alle"Keine paar Sekunden später habe ich Jrene per Direct Message geschrieben, dass ich einen geeigneten Platz für das «Hier ist Platz für alle»-Bänkli hätte. Nach ein paar Mal hin und her schreiben und einem persönlichen Treffen auf dem Gurten, war für uns beide klar, dass das Bänkli perfekt auf dem Gurten passen und ins Vergabungskonzept des Migros-Kulturprozent passen würde. Somit waren der Standort und die finanzielle Beteiligung am Projekt innert kürzester Zeit geklärt. Doch wie ist Jrene überhaupt auf die Idee der «Hier ist Platz für alle»-Sitzbank gekommen? Ich konnte Jrene ein paar Fragen zum Regenbogenbänkli, zur Diversität und Ihrer Verbindung zum Gurten stellen:

Wie ist die Idee des Regenbogenbänklis entstanden?
 
Die Idee ist im Mai 2021, am «Hallo, Tod!»-Festival in Zürich entstanden. An einem Workshop diskutierten wir Alternativen zum Grabstein. Und da sah ich für mich persönlich ganz klar ein Bänkli. Ich möchte, dass sich Leute in meiner Umgebung willkommen fühlen, bewusst innehalten können, bevor sie bereichert weiterziehen. Und ein Bänkli macht das möglich, wenn ich selber nicht mehr hier auf der Welt bin. Diesen Gedanken trug ich dann einige Monate mit mir herum, bis daraus die konkrete Idee mit der Regenbogenbank und dem Spruch entstand.

 

Gemäss Duden kommt Diversität aus dem Lateinischen und bedeutet Vielfalt und Vielfältigkeit. Doch wieso ist Diversität überhaupt so wichtig? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Jeder Mensch soll sich so einbringen können, wie er:sie ist – ohne sich verstellen zu müssen oder einer bestimmten Norm zu folgen. 

In Zusammenhang mit Diversität wird oft auch das Wort Inklusion verwendet. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Begriffe, die aber eng miteinander verbunden sind. Wie bereits erwähnt handelt es sich bei Diversität um Vielfalt, beispielsweise hinsichtlich Alter, Herkunft, Einstellung und Religion. Inklusion geht hier noch einen Schritt weiter: Allen Menschen sollen die gleichen Möglichkeiten gegeben werden. Es geht also darum, eine Kultur der Gleichstellung zu schaffen. Nicht nur durch Offenheit füreinander, sondern indem beispielsweise für einen Menschen mit Behinderung der Arbeitsplatz so gestaltet wird, dass er ihn genauso wie ein Mensch ohne Einschränkung nutzen kann.

Das Kulturprozent-Logo abgebildet auf einem Steinbrunnen und die regenbogenfarbene Sitzbank

Was bedeutet für dich Diversität? 

Diversität bedeutet für mich Bereicherung und Freiheit: Wenn Dinge anders sind, als ich es mir gewohnt bin, kann ich Neues lernen. Das bereichert mich sehr. Gleichzeitig erlaubt mir Diversität, meinen ganz eigenen Weg zu gehen. Diese Freiheit ist mir wichtig.
 
Wieso setzt du dich so stark für Diversität ein?
 
Weil ich fest daran glaube, dass es nicht nur eine Art gibt, ein glückliches Leben zu führen.
 
Was können Unternehmen für eine diverse und inklusive Kultur tun?
 
Kein Bänkli aufstellen. :-) Oder nicht nur. Es geht um eine innere Haltung und nicht darum, wie regenbogenfarbene Werbeplakate oder Firmenzentrale aussehen.
 
Was müsste deiner Meinung nach noch passieren, damit Diversität und Inklusion zur Selbstverständlichkeit werden?
 
Es benötigt Zeit, damit wir unsere jahrelang sozialisierten Muster und Normen in unserer Gesellschaft aufbrechen. Viele dieser Vorurteile sind unbewusst in uns. Achtsamkeit und Selbstreflexion helfen, sich ihrer bewusster zu werden. Und wir sollten darüber sprechen, statt Angst zu haben, etwas falsch zu machen.
 
Und zum Abschluss: Was verbindet dich überhaupt mit dem Gurten?
 
Als Bärner Meitschi so einiges: als Kind das Zügli, als Jugendliche das Gurtenfestival und durchtanzte Nächte, als Marathonläuferin die steilen Trainingsläufe. Heute die Vielseitigkeit, welche der «Bärner Husberg» bietet. Hier fühlen sich Menschen mit verschiedensten Interessen und Bedürfnissen wohl. Egal, mit wem oder warum ich hier oben bin, es passt. Hier ist Platz für alle. Das verbindet mich mit dem Gurten.
 
Die Aktionskünstlerin Jrene Rolli sitz auf ihrer

Nach den spannenden Aussagen von Jrene komme ich nochmals zurück auf die Diversitätsthematik. Ich behaupte, dass wir in Sachen Diversität am Arbeitsplatz noch Verbesserungsbedarf haben. Oft ist es jedoch auch ein unterbewusster Vorgang. Nehmen wir beispielsweise den Rekrutierungsprozess. Beim ersten Kennenlernen lassen Gemeinsamkeiten das Gegenüber direkt sympathischer erscheinen. Woran liegt das? Wir betrachten die meisten Situationen, Mitmenschen oder Verhalten durch unseren persönlichen Filter. Dieser Filter ist geprägt durch unsere Kultur, Bildung, Erziehung oder andere wertbestimmende Erfahrungen.

Oder anders gesagt: Indem wir Menschen aufgrund bestimmter Merkmale schnell und automatisch in soziale Gruppen einordnen, schreiben wir ihnen unbewusst Eigenschaften zu, die mit der jeweiligen Gruppe assoziiert werden. Diese Kategorisierung macht es schwierig, dass Menschen in ihrer einzigartigen Individualität mit ihren jeweils besonderen Talenten wahrgenommen werden. Dieses Phänomen der unbewussten Vorurteile wird als «unconscious bias» bezeichnet. Es würde den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen, wenn ich nun mögliche Rezepte für die Vermeidung der unbewussten Voreingenommenheit aufzählen würde. Wer trotzdem mehr darüber wissen möchte, findet hier eine tolle Auflistung inkl. Lösungen zu den verschiedenen Typen des «uncoscious bias».

Zurück aber zur Diversität und zu ihrer Wichtigkeit im Arbeitsleben. Vielfalt am Arbeitsplatz bedeutet, dass sich die Beschäftigten eines Unternehmens aus Menschen mit vielen unterschiedlichen Eigenschaften und Hintergründen zusammensetzen. Arbeitnehmende werden unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion und Weltanschauung sowie sexueller Orientierung und Identität eingestellt. 
 
Stellt euch vor, wenn alle Mitarbeitenden über das gleiche Wissen verfügen würden, alle die gleichen Stärken hätte und alle derselben Meinung wären. Unser Arbeitsalltag wäre wohl an Langeweile nicht zu überbieten. Durch einen bunten Mix innerhalb eines Unternehmens ergibt sich eine Vielfalt an Sichtweisen, Meinungen, Erfahrungen, Wissen und Stärken. Es gibt keinen Tag, an dem man nichts dazulernt und sich nicht weiterentwickelt, sei es nun fachlich oder persönlich. Gelebte Diversität ist ein nicht zu unterschätzendes Employer-Branding-Instrument. Sie schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl, stärkt die Arbeitgebermarke und hilft bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitenden. Zudem bestätigen verschiedene Studien, dass divers aufgestellte Teams produktiver agieren und bessere Lösungen hervorbringen. Somit gilt: Je bunter, desto besser!

Zum Schluss noch zwei Zahlen zur Diversität auf dem Gurten:

Martin Geiger, Leiter Marketing & Sales

Autor

Martin Geiger

Leiter Marketing & Sales

18

verschiedene Nationen im Betrieb

38 %

Frauen in Führungsfunktionen